Rizzis bunte Welt

J. Rizzi: We who love the big AppleZuerst scheint alles einfach nur bunt, dann fängt es an zu wimmeln und schließlich sprüht jedes Bild und der ganze Raum vor Lebensfreude. Die Kunstwerke von James Rizzi haben etwas magisches. Sie ziehen ihre Betrachter ganz nah an sich heran und zwingen diese förmlich dazu, genauer hinzusehen. Was man dann findet, ist die Welt, wie sie der Künstler James Rizzi wahrnahm.

James Rizzi, geboren am 5. Oktober 1950 im New Yorker Stadtteil Brooklyn, ist zweifelsohne einer der bedeutendsten Pop Art-Künstler unserer Zeit. Als Erfinder der 3D-Konstruktion ist er auch heute, sechs Jahre nach seinem Ableben, noch lange nicht in Vergessenheit geraten. Ganz im Gegenteil, Rizzi ist Kult! Überall auf der Welt entdeckt man Spuren von James Rizzi. Eine Boing 757 von Condor, bemalt vom Künstler persönlich, flog vier Jahre lang durch die Lüfte. Auch vor dem VW-Käfer hat er keinen Halt gemacht. Durch Karlsruhe fährt eine Rizzi-Straßenbahn. In Braunschweig steht ein Rizzi-Haus und die Essener Kreuzeskirche präsentiert voller Stolz Rizzi-Kirchenfenster.

Dem Rizzi-Kult auf der Spur

Dabei war für den jungen James an Erfolg gar nicht zu denken, denn er hatte es so schwer in der Schule, dass er von drei High Schools flog. Danach nahm ihn nur das Miami Dade Junior College an. Also zog er nach Florida, machte seinen Abschluss am College und besuchte danach die University of Florida. Als Student mietete sich James Rizzi mit fünf weiteren Männern ein kleines, erschwingliches Haus im Ghetto von Opa-locka. In diesem Haus begann er damit, die Wände zu bemalen. So nahm er das erste mal einen Pinsel in die Hand und legte ihn einfach nicht mehr weg. Es machte James Rizzi von Anfang an Spaß zu malen, zu entwickeln und sich auszuprobieren, doch er begann sich zu fragen, was Kunst eigentlich zu Kunst macht.

Auf Empfehlung seiner Freunde belegte er einen Kurs in Kunsthistorik. Dort lernte er, dass Kunst nicht einfach nur Können ist oder etwas mit großer Geschicklichkeit und Sorgfalt zu tun hat. Kunst bedeutet, die Fantasie zu benutzen und mit der eigenen Vorstellungskraft zu spielen. Und dieses Talent spürte James Rizzi in sich, also belegte er im Semester darauf den Kurs Malerei.

Schon im ersten Studienjahr im Jahre 1973 entwickelte er seinen prägenden, unverwechselbaren Stil – die 3D-Konstruktion. In diesem Jahr belegte er die drei Hauptfächer Malerei, Drucktechnik und Skulptur. Er wollte es schaffen, mit einem Werk in drei Fächern zu bestehen. Also malte er ein Bild, machte davon mehrere Siebdrucke, welche er ausschnitt und mit Abstandshaltern aus Schaumstoff in verschiedenen Ebenen auf das Bild brachte. Tatsächlich bestand er damit in allen drei Hauptfächern und schuf somit die Grundlage für den Ruhm, der folgen sollte.

James Rizzis Lebenswerk

J. Rizzi: In a trance of a colorful glance by chanceMit der Entwicklung der 3D-Konstruktion entwickelte Rizzi eine ganz neue Bildsprache und Symbolik. Sein erstes Werk war eine Straßenszene in New York. Hochhäuser im Zentrum als auch als Skyline im Hintergrund des Bildes. Dazwischen Menschen über Menschen und Autos über Autos – eine Szene voller Bewegung und Dynamik. Die Stadt New York, The Big Apple, wurde zum Hauptthema seiner Werke. Wahrscheinlich gibt es keinen Winkel von New York City, den James Rizzi nicht in eine seiner 3D-Konstruktionen verwandelt hat. Er gab den Hausfassaden Gesichter und damit Emotionen und erweckte so das Rizzi-Haus zum Leben.

Ein weiteres Symbol, das sich eingeprägt hat, ist der Rizzi Bird. Man sagt, er sei einem Mädchen im Park begegnet, welches einen ähnlichen Vogel gemalt hätte. Seit diesem Zeitpunkt wurde der Bird zu Rizzis Markenzeichen. Er malt einen stehenden oder einen fliegenden Vogel. Und diese dann in etlichen Variationen, d.h. in den verschiedensten Posen, Farben und Mustern, nicht nur als Einzelmotiv, sondern nahezu auf jedem seiner Werke. Auch das Yellow Taxi Cab ist aus Rizzis Werken nicht herauszudenken. Als Student verdiente er sich mit dem Taxifahren ein wenig Geld dazu und diese Erfahrung brachte er in seine Werke ein. Ebenso seine Leidenschaft zur Kreuzfahrt und zum Meer. Sie spiegelt sich in seinen Werken wieder, zum Beispiel in Form von Schiffen und Meerestieren oder auch als Kissie Fishies – zwei Fische, die sich küssen. Auch die lachende Sonne, der Mond, die Ufos, Birnen und Menschen, welche die verschiedensten Emotionen zeigen, sind Motive, die sich wie ein roter Faden durch Rizzis Bilderwelten ziehen. Manchmal lässt sich sogar ein kleines Selbstporträt des Meisters entdecken.

Ein Werk, an dem sich Rizzis Bildsprache sehr gut veranschaulichen lässt, ist „I’m in a New York State of mind“. Dieses Werk hat er anlässlich der Vorfälle in New York am 11. September 2001 geschaffen. Ganz zentral im Bild, über die gesamte Bildfläche verteilt, in die Motivik hineingearbeitet, befindet sich der Schriftzug NEW YORK. Schaut man über die Ränder der Buchstaben hinweg und betrachtet das gesamte Bild, erkennt man eine leicht entfremdete, aber bis ins kleinste Detail ausgearbeitete Stadtkarte von New York. Durch spielerische Kreativität und Fantasie lässt Rizzi das Bild zum Leben erwachen, indem er es mit lächelnden Hochhäusern übersät. Im unteren Bildrand tuscheln, lachen und lieben sich Menschen. Und natürlich dürfen auch die lachende Sonne und die Rizzi Birds hier nicht fehlen. So verstand es Rizzi stets, auch kritische Themen versöhnend und vor Lebensfreude sprühend zu verarbeiten. Der Künstler verstarb am 26. Dezember 2011 in seinem Studio im Stadtteil SoHo in Manhattan, New York. Viele seiner Editionen können heute im Internet betrachtet und erstanden werden.