Andrea Damp - Mare Imbrium
19. September - 25. Oktober 2020

art box berlin | Strandallee 100 | 23669 Timmendorfer Strand


Andrea Damp -  Mare Imbrium

1977 auf der zur ehemaligen DDR gehörenden Insel Rügen geboren, zählt die Malerin Andrea Damp zu den außergewöhnlichen Künstlerinnen ihrer Generation.

In ihrem Werk treffen Einflüsse aus frühester Kindheit und Jugend auf die hochkomplexen Inhalte und Anregungen ihrer Ausbildung an der Berliner Universität der Künste und verschmelzen zu einem Bildkosmos, der geprägt ist von poetischer Erzählung und ausgeklügeltem, reflektiertem Handwerk.

Aufgewachsen an einem der wohl schönsten Flecken Deutschlands, hat sich ihr kleiner Geburtsort seit seiner Gründung im frühen 19. Jahrhundert bis heute kaum verändert. Gelegen inmitten der historisch vielschichtigsten Region der Insel hat bereits Caspar David Friedrich hier Inspiration gefunden. Die nahe Residenzstadt Putbus, das von Karl Friedrich Schinkel mitentworfene Jagdschloss „Granitz“, die im 19.Jahrhundert gegründete Rügensche Kleinbahn und die umfangreichste Anlage von Großsteingräbern der Insel zeugen von einer bewegten Vergangenheit. Hier lebt die Familie seit Generationen mit der Natur und von der Fischerei und hier begann Andrea Damp sich der Malerei zuzuwenden.

An der Berliner Universität der Künste (UdK) studierte Andrea Damp in der Klasse von Prof. Hans-Jürgen Diehl, einem wichtigen Vertreter des Kritischen Realismus. Mit dem Ende der deutschen Teilung beendete dieser sein realistisches Werk und verfolgt eine abstrakte, nicht erzählerische Malereiauffassung, die auch im Zentrum seiner Lehre stand. Mit ihm steht Andrea Damp bis heute in engem Kontakt und Austausch.

Seit dieser Zeit sind der Malerin Kompositions- und Farblehre ebenso präsent, wie die vielfältigen formalen Experimente und Konzepte der abstrakten und gegenstandsfreien Kunst, wie den gestischen Kraftakten Jackson Pollocks oder den zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit oszillierenden Werken der dänisch-belgisch-niederländischen Künstlervereinigung CoBrA, die als eine der einflussreichsten europäischen Gruppierungen der Nachkriegszeit gilt. So zählen das Schütten und Gießen, Sprühen und Kratzen, Wischen und Schleifen als lebendige Reminiszenz an jene Ära der Avantgarde, zum Grundvokabular jedes Werkes von Andrea Damp.

 

Auf diesen beiden Säulen: Der frühen, erzählerischen Prägung ihrer Zeit auf Rügen und der streng abstrakten Sichtweise ihrer Studienzeit in Berlin ruht das Werk von Andrea Damp. Die Ambivalenz jener dualistischen Denkweisen bildet bis heute das Fundament und begründet den ästhetischen Reiz ihrer Malerei.

Ihre über viele Jahre und inzwischen Jahrzehnte erworbenen handwerklichen Fähigkeiten und der stete Diskurs über Malerei, die Auseinandersetzung mit Gegenständlichkeit, Abstraktion und Informel, alles das fließt in den intensiven, konzentrierten, erzählenden und unendlich virtuosen Bildern zusammen und weist der Künstlerin eine herausragende Stellung in der Malerei der Gegenwart zu.

 

Ronald Puff, Berlin im August 2020